„Diesen Jubel werde ich nie vergessen“
Karl Geiger kann sein Glück noch immer kaum fassen: Sein zweiter Platz beim Weltcup in Finnland ist ein Meilenstein in seiner Karriere
Karl Geiger schwebt auf Wolke sieben. Nach seinem sensationellen zweiten Platz beim Weltcup in Lathi (Finnland) erhält der 23-Jährige vom SC Oberstdorf immer noch zahlreiche Glückwünsche. „Ich bin selbst überrascht, wie viele Leute das mitbekommen haben“, sagt der Allgäuer über den ersten Weltcup-Podestplatz. Anfang dieser Woche durfte er für zwei Tage in seiner Heimat pausieren und sich mit Mamas Wildbraten für die kommenden Aufgaben stärken: Denn für den Senkrechtstarter geht es bereits weiter mit dem Weltcup in Wisla (Polen). Wer ist der Überraschungsmann am Skisprung-Himmel? Die AZ stellt ihn vor.
Anfänge
Geiger begann bereits als sechsjähriger Knirps mit Skisprung beim SC Oberstdorf. In den ersten Jahren gehörte er der Trainingsgruppe des früheren Spitzen-Kombinierers Thomas Müller an. Dass es ihm weniger das Langlaufen, als vielmehr das Skispringen angetan hatte wurde schnell klar: Geiger baute mit Kumpels gerne Schanzen aus Schnee und fühlte sich in der Luft am wohlsten. Folgerichtig wechselte er zu den Skispringern.
Herkunft
Die Allgäuer Skisprunghoffnung kommt aus einer sportlichen Familie. Seine Eltern Roman (54) und Monika (54), die Ferienwohnungen vermieten, begeistern sich unter anderem fürs Skitourengehen und Klettern – und haben neben Karl auch dessen Schwestern Verena (25) und Lucia (11) mit dem Sportvirus angesteckt. Übrigens, die Wohnung der Familie in der Birgsauer Straße liegt strategisch günstig: Etwa in der Mitte zwischen den Skisprung-Schanzen und der Skiflugschanze im Stillachtal. Doch Geiger setzt nicht nur auf Sport: Er studiert Energie- und Umwelttechnik an der Hochschule Kempten.
Stärken
Geiger gilt als Stehaufmännchen. Von Rückschlägen lässt er sich nicht aus dem Konzept bringen, sondern arbeitet fleißig weiter. Gewisse Parallelen zu seinem teaminternen Vorbild Severin Freund sind unverkennbar: „Den hatte man früher auch nicht so auf der Schippe. Aber er hat konsequent weitergearbeitet“, sagt Geiger, der in dieser Saison alle überraschte. Zu Saisonbeginn berief ihn Bundestrainer Werner Schuster (Kleinwalsertal) mangels Leistung nicht ins Weltcup-Aufgebot. Doch Geiger kämpfte sich mit Podestplätzen im Continental-Cup (zweite Liga) zurück. Umso mehr bejubelte er den zweiten Platz in Finnland. „Das gibt mir das Selbstvertrauen, dass ich es kann. Das werde ich nie vergessen“, sagt er.
Schwächen
Noch fehlt es ihm an Konstanz. Das zeigten auch die Ergebnisse nach dem Coup in Lahti: Bei den darauffolgenden Weltcups in Kuopio (Finnland) und Almaty (Kasachstan) musste er sich mit den Plätzen 25, 17 und 20 begnügen. Insgesamt jedoch überwiegt in dieser Saison das Positive: „Die Sprünge sind auf einem höheren Niveau als im Vorjahr“, sagt Geiger.
Ausblick
Wenn Geiger weitermacht wie bisher, dürfte er sich nicht nur als feste Größe im Weltcup etablieren. Er wäre auch ein Kandidat für die Teamspringen bei Großereignissen wie Weltmeisterschaft oder Olympischen Spielen, bei denen der DSV zuletzt immer für Medaillen gut war. Zudem könnten sich die Allgäuer Skisprung-Fans auf seinen Auftritt bei der Skiflug-Weltmeisterschaft 2018 in Oberstdorf freuen. Sein bislang weitester Flug gelang ihm heuer in Vikersund mit 215,5 Metern. Auch damals schwebte er auf Wolke sieben ...
Text: Allgäuer Anzeigeblatt