Schreinermeister und Skispringer. Geboren 1904, Gestorben 1971
Beim Vereinsabfahrtslauf des Oberstdorfer Skiclubs im Jahre 1914 findet sich in der Ergebnisliste der B-Jugend (9 bis 12 Jahre) auf Platz 8. erstmals der Name Franz Thannheimer. Damals noch als einer der Jüngsten.
Von zu Hause konnte Franz Thannheimer den „großen Sprunghügel“, die Haldenschanze sehen und damit dort auch das Treiben einiger größerer Burschen. Um aber springen zu können musste man erst im Trettachhotel den Schlüssel für die Kette holen, mit der die Schanze versperrt war. Franz muß den Schlüssel oft geholt haben, denn schon bald konnte er mit den Weiten der Älteren auf der Schanze mithalten. Während des Ersten Weltkrieges und der Notzeit danach lag der Skisport am Boden. Doch schon bei den Allgäuer Verbandswettkämpfen 1921 – wegen Schneemangel am ganzen Alpenrand auf Schrattenwang ausgetragen - taucht Franz Thannheimer in der Ergebnisliste als Sieger der Springer-Klasse IIIb auf, ein Jahr später als Sieger der Klasse IIIa, mit drei gestandenen 30-Meter-Sprüngen Zweiter bei den bayerischen Meisterschaften in Berchtesgaden und 1924 Sieger in der Juniorenklasse beim internationalen Springen in Klingenthal.
In die Klasse I aufgestiegen wird ihm die Ehre zu teil, 1925 den Jungfernsprung auf der neuerbeuten Oberstdorfer Schattenbergschanze zu setzen. Als Franz Thannheimer 1927 bei den Schweizer Meisterschaften in Chateau d' Oex den Schanzenrekord auf 55 Meter schraubt, wird er in die Deutsche Nationalmannschaft berufen und nimmt mit dieser 1928 in St. Moritz an den Olympischen Winterspielen teil. Mit Rang 17 wird er in der bis dahin allein von den Skandinaviern beherrschten Disziplin bester Mitteleuropäer.
Auf einem Pressefoto der Deutschen Nationalmannschaft, so wie sie 1929 bei den Weltmeisterschaften in Zakopane, Polen antrat, ist Franz Thannheimer im Kreise seiner Kameraden noch zu sehen. Dann wird es still um den Skispringer Franz Thannheimer. Beruflich jahrelang fern aller Sprung- und Trainingsmöglichkeiten hat er sich aus dem Wettkampf zurückgezogen.
Jahrzehnte und ein Weltkrieg lagen dazwischen. Heini Klopfer baute eine Sprungschanze in Japan. Da erhält Franz eine Postkarte mit folgendem Text: „Kyoto 25. September 1963, Lieber Franz. Es hat mich einen überraschende Freude gemacht, als Heini mir erzählte, dass du auch von demselben Ort wie er wohnst. Grüße Dich herzlichst von Deinem alten Ski-Kamerad Take“
Franz Thannheimer war Oberstdorfs erster Olympia- und WM-Teilnehmer.