Breznsalz und beste Stimmung
Rund 2.100 Sportler und Zuschauer empfingen GVB, BWGV und die Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu zu den 47. Geno-Winterspielen in Oberstdorf. So eine Großveranstaltung zu meistern, erfordert viel Erfahrung, Know-how und viele Helfer. Die Organisatoren von Bank und GVB verfügen über beides – so wurde der Dauerregen am zweiten Tag zur Nebensache.
Am liebsten hätte Josef Pongratz Kühlschlangen im Boden verlegt, damit die Sportler der 47. Geno-Winterspiele in Oberstdorf auch noch Mitte März optimale Loipen und Pisten vorfinden. „Zu dieser Zeit taut oft schon der Boden auf, dann wird der Schnee weich“, sagt der Koordinator von der Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu. Deshalb wären Minusgrade gut gewesen. Doch es kam anders. Sowohl 17 Grad und Sonnenschein am Freitag als auch 7 Grad und stundenlanger Dauerregen am Samstag sind keine guten Voraussetzungen für perfekte Pistenverhältnisse. „Alles lässt sich organisieren, nur nicht das Wetter“, sagt Pongratz.
Doch eine gute Vorbereitung macht vieles wett. Was die rund 2.100 Sportler und Zuschauer aus Bayern und Baden-Württemberg in Oberstdorf vorfanden, waren, man kann es nicht anders sagen, perfekte Verhältnisse. Die Gäste waren gekommen, um sich in den Disziplinen Ski Alpin, Snowboard, Langlaufen, Eisstockschießen und Rodeln zu messen, Kontakte zu pflegen und abends im Oberstdorfer Eissportzentrum zu feiern. Die 47. Auflage der Geno-Winterspiele wurde gemeinsam von der Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu und dem Genossenschaftsverband Bayern organisiert. Zum 17. Mal war auch der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband mit von der Partie.
Bestens präparierte Piste
Während die Rodler und die Langläufer einen traumhaften Tag im WM-Langlaufstadion im Oberstdorfer Ortsteil Ried verbringen, sind die Ski- und Snowboardfahrer 24 Stunden später bald durchgeweicht: Der Regen prasselt auf die Weltcup-Strecke am Ofterschwanger Horn. Nur ab und zu gewähren die Wolken einen kurzen, verwaschenen Blick ins Tal. Werden die Athleten auf der Piste Wasserski fahren müssen?
Die bangen Gedanken sind unbegründet, die Rennstrecke ist in einem hervorragenden Zustand. Der Schnee trocken und hart, aber nicht eisig. Als hätte der Dauerregen keinen Einfluss auf die Strecke. Verantwortlich dafür sind rund 80 Helfer des Skiclubs Ofterschwang. Beinahe nach jedem Rennläufer schieben die Posten den Schnee zurück in die Bahn und werfen Breznsalz auf die Piste. Breznsalz? „Das ist ein bewährtes Mittel, um aufgeweichte Pisten zu präparieren. Das Salz entzieht dem Schnee Wasser und er wird fest“, erklärt Stefan Huber. Der Geschäftsführer der Skisport- und Veranstaltungs GmbH (SVG) aus Oberstdorf half bei der Planung der Winterspiele. Die Organisation sportlicher Großveranstaltungen gehört für Huber zum täglich Brot. Normalerweise plant er Weltcup-Rennen, das Skifliegen oder die Vierschanzentournee in Oberstdorf. Dennoch sind die Geno-Winterspiele für ihn etwas Besonderes. „Firmenevents mit über 2.000 Gästen sind hier nicht an der Tagesordnung“, sagt der SVG-Chef.
300 ehrenamtliche Helfer
Drei Dinge sind laut Huber wichtig, um eine Veranstaltung wie die Geno-Winterspiele zum Erfolg zu führen: Erstens ist eine frühzeitige Planung und Terminabstimmung unabdingbar, mindestens ein Jahr im Voraus. „Selbst in einem Touristenort wie Oberstdorf lassen sich 2.000 Menschen nicht mal eben so unterbringen. Deshalb muss geklärt sein, dass alle Gäste ein Bett finden“, sagt Huber. Außerdem muss so früh wie möglich der Veranstaltungsort blockiert werden. Ebenfalls wichtig: Gibt es am selben Tag Konkurrenzveranstaltungen? „Das kann ein Grund sein, nochmal nach einem anderen Termin zu suchen“, sagt Huber. Zweitens brauche jeder VeranstalterPartner, die auf Teilbereiche spezialisiert sind – etwa das Catering – und auf die er sich verlassen kann. „Ein gutes Netzwerk ist wichtig. Alles alleine machen zu wollen, ist selten der beste Weg“, sagt Huber. Für die Sportveranstaltungen der Geno-Winterspiele hat der Eventmanager die Skiclubs Oberstdorf und Ofterschwang mit ins Boot geholt, auf die er auch bei anderen Gelegenheiten zurückgreift. „Die wissen, wie man Wettbewerbe auf hohem Niveau organisiert, weil sie das regelmäßig machen“, sagt Huber. Alles in allem haben rund 300 Helfer ehrenamtlich zum Gelingen der Geno-Winterspiele beigetragen. „Das hat schon fast Weltcup-Niveau“, lobt Huber. Drittens sei es wichtig, frühzeitig
in die Detailplanung einzusteigen, die Helfer einzuweisen und Ablaufpläne sowie Verantwortliche festzulegen. Ein gutes Briefing für alle Beteiligten ist
unerlässlich, zum Beispiel an der Garderobe, sagt Huber. „Das hört sich einfach an, aber wenn die Gäste eine falsche Jacke ausgehändigt bekommen, ist die Aufregung groß.“
Plan B in der Hinterhand
Dennoch dürfe die Planung nicht zu starr sein, ergänzt Rainer Schaidnagel. „Man muss auch improvisieren können“, sagt der Vorstandssprecher der Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu. „Wir haben bei der Vorbereitung alle Eventualitäten durchgespielt, um im Notfall schnell auf Plan B zugreifen zu können. Zum Beispiel haben wir ein NotfallTeam für die Bar aufgestellt. Wäre der Andrang zu groß geworden, hätten wir weitere Helfer per WhatsApp-Gruppe alarmiert“, berichtet der Bankvorstand. Einmal musste Schaidnagel Plan B in Kraft setzen: Als die Wettervorhersagen für den Samstag immer schlechter wurden, organisierte
er innerhalb von zwei Tagen ein Zelt für das Sponsorendorf im Zielbereich der Ofterschwanger Weltcup-Piste. Dort präsentierten sich die Verbundpartner der Volksbanken und Raiffeisenbanken den Gästen. Schaid nagel: „Ohne Zelt wären Sportler und Sponsoren im Schlamm versunken. So konnten sie im Trockenen feiern.“ Die Erinnerungen an die Geno-Winterspiele in Oberstdorf werden von Humor, Erfolg und Dankbarkeit geprägt sein, sagte GVB-Präsident Jürgen Gros beim Finale am Samstagabend: „Humor braucht man bei so einem Wetter, die Geno-Winterspiele waren ein absoluter Erfolg und dafür sind wir allen Organisatoren und Helfern dankbar. Das ist einen echten bayerischen Applaus wert.“ 2.100 Gäste im Eissportzentrum Oberstdorf sahen das auch so.
Text: fc