Goldige Momente
Nach dem sportlichen Erfolg spielt bei der früheren Langläuferin Katrin Zeller jetzt ihr Sohn Vincent die Hauptrolle. Kontakt zu ehemaligen Weggefährten hat sie aber noch
Der Glanz von Medaillen ist es Wunderbares. Doch die goldigsten Momente erlebt die frühere Ski-Langläuferin Katrin Vallet (37, geborene Zeller) derzeit im Privatleben. Sie genießt jede Minute an der Seite ihres Sohnes Vincent, der kürzlich ein Jahr alt wurde. Statt der Wettkämpfe hält die jetzt ein kleiner, blonder Wirbelwind auf Trab. „Ich muss nicht mehr reisen, sondern habe Zeit für die Familie. Das ist eine wunderbare Erfahrung“, sagt die Olympische Staffel-Silbermedaillengewinnerin von 2010 mit einem strahlenden Lächeln.
Der Skilanglauf spielt zwar nicht mehr die dominierende Rolle in ihrem Leben, doch sie verfolgt auch zwei Jahre nach ihrem Rücktritt die Rennen und steht im Kontakt mit den ehemaligen Weggefährten. Schließlich ist auch ihr Ehemann vom Fach: Der Franzose Yann Vallet (42) war früher selbst Langlaufprofi und arbeitet heute als Nordic-Manager für eine große Skifirma.
Bei beiden ist die Begeisterung groß, dass die Nordische Ski-Weltmeisterschaft 2021 quasi zu ihren Füßen ausgetragen wird: Die Vallets haben vor drei Jahren ein Haus auf der Anhöhe in Reute bei Oberstdorf bezogen – mit traumhaften Blick auf die Marktgemeinde. „Das Skispringen kann ich vom Fenster aus verfolgen“, sagt Katrin Vallet schmunzelnd. Auch ihrem Heimatverein bleibt sie verbunden: Beim SC Oberstdorf leitet sie in Kooperation mit dem Allgäuer Skiverband einmal die Woche ein Training für Kadertalente im von 14 und 15 Jahren. Möglicherweise ist darunter ja auch der eine oder andere Kandidat für die Heim-WM. „Ich denke, wir müssen jetzt die Weichen stellen und die richtigen Entscheidungen bei der Förderung treffen“, sagt Katrin Vallet, die zur goldenen Generation im DSV gehörte.
Von Stars, wie es damals Tobias Angerer, Axel Teichmann oder Evi Sachenbacher-Stehle waren, kann der Verband derzeit nur träumen. „Wir müssen im Schüler- und Jugendbereich umdenken. Die Ausbildung muss qualitativer und vielseitiger werden“, sagt Vallet und nennt als Vorbild die Schweiz. „Die haben auch nicht so viele Athleten wie beispielsweise Norwegen. Aber sie arbeiten sehr strukturiert und erfolgreich.“ Wichtig sei, die Grundlagen stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Dazu zählt Vallet Laufschule, Koordinations- und Stabilitätsübungen oder Parcours-Training. „Nur Kilometer zu bolzen bringt nichts. Die Gefahr ist zu groß, dass der Nachwuchs schon ausgebrannt ist, wenn er ins Erwachsenen-Alter kommt“, sagt Vallet.
Das Training mit den Talenten macht ihr großen Spaß: „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man Kindern oder Jugendlichen etwas mitgeben kann.“ Das gilt in besonderem Maße natürlich für ihren Sohn Vincent. Dem kleinen Mann scheinen die Sportler-Gene in die Wiege gelegt zu sein. Er läuft bereits ohne fremde Hilfe und schiebt problemlos Stühle im heimischen Wohnzimmer hin und her! In welcher Sportart er eines Tages seinen Kräften freien Lauf lässt, ist noch ungewiss. Aus Allgäuer Sicht darf man in jedem Fall gespannt darauf sein.
Text: Tobias Schuhwerk, Allgäuer Anzeigeblatt 08.10.2016